MDGs und globale Armut

Millenniumsentwicklungsziele

Im Jahr 2000 verabschiedeten Vertreter der Vereinten Nationen, die meisten von ihnen Staats- und Regie­rungs­chefs, mit der Millenniumserklärung einen Katalog verpflichtender Zielsetzungen für alle UN-Mitgliedsstaaten. Acht Entwicklungsziele – die Millennium Development Goals (MDGs) – sowie deren Erreichen bis zum Jahr 2015 wurden festgelegt. Die größten Probleme der Menschheit wurden in den Bereichen Armut und Hunger, Bildung, Geschlechtergerechtigkeit, Mütter- und Kindergesundheit, HIV/Aids und andere ansteckende Krankheiten, Umweltschutz und Nachhaltigkeit und einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft identifiziert. Mit vereinten Kräften will die in­ter­na­ti­o­nale Gemeinschaft diese Ziele bis zum Jahr 2015 erreichen.

Heute, knapp drei Jahre vor Ablauf der Frist, sieht die Bilanz jedoch erschreckend aus: Noch immer leben mehr als eine Milliarde Menschen in extremer Armut – der Großteil von ihnen in sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländern, im Globalen Süden.

Folgender Artikel gibt einen Überblick über die MDGs, ihre Geschichte und die konkreten Zielstellungen:
Die MDGs – ein Überblick
Hier finden Sie einen vollständigen Katalog der MDGs – mit allen Zielsetzungen und Indikatoren.

Globale Armut

„Armut auf absolutem Niveau ist Leben am äußersten Rand der Existenz. Die absolut Armen sind Menschen, die unter schlimmen Entbehrungen und in einem Zustand von Verwahrlosung und Entwürdigung ums Überleben kämpfen, der unsere durch intellektuelle Phantasie und privilegierte Verhältnisse geprägte Vorstellungskraft übersteigt.“

(Robert McNamara, ehemaliger Präsident der Weltbank)

Armut hat viele Gesichter und viele Ursachen. Statistisch gesehen ist „absolut arm“ wer weniger als 1 oder 2 US-Dollar pro Tag als Kaufkraft zur Verfügung hat: weltweit leben ca. 1,6 Milliarden Menschen in absoluter Armut. Nimmt man 2 US-Dollar pro Kopf und Tag als Grundlage sind es schon circa 2,7 Milliarden Menschen, die als absolut arm bezeichnet werden können. Die internationale Gemeinschaft bezieht sich bei ihrem ersten Millenniumentwicklungsziel, die Armut bis 2015 zu halbieren, auf diese Variante der Armutsdefinition.

Als „relativ arm“ gilt in Wohlstandsgesellschaften wie Deutschland, wo es absolute Armut selten gibt, wer deutlich weniger verdient als der Durchschnitt aller Einkommen eines Landes.  Armut wird damit im Verhältnis – also in Relation – zum Wohlstand des jeweiligen Landes definiert. 2008 betraf dies 14% der bundesdeutschen Bevölkerung. Theater- oder Kinobesuch, Klassenfahrten usw. können nicht mehr bezahlt werden.

Absolute Armut ist in Industriestaaten ziemlich selten, dominiert aber die Situation in sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländern. Es kann vorkommen, dass eine Person zwar absolut arm, nicht jedoch relativ arm ist, weil alle Anderen – der Durchschnitt –  ebenso arm sind.

Die Vereinten Nationen beziehen noch andere Kriterien ein, um Armut zu benennen. Für sogennante Entwicklungsländer sind dies die Wahrscheinlichkeit vor dem 40. Lebensjahr zu sterben, der Prozentsatz der Analphabeten an der erwachsenen Bevölkerung und der Zugang zu den Gesundheitsdiensten; der Anteil der unterernährten Kinder und der Zugang zu sauberem Wasser.

Doch lässt sich Armut nur an Zahlen messen? Was wissen wir dann über die Lebenssituation von Menschen, die weniger als 2 US-Dollar pro Tag zur Verfügung haben? Wer absolut arm ist, muss zwangsläufig ums Überleben kämpfen. Absolute Armut ist geprägt durch Mangel. Mangel an Geld, Nahrung, medizinischer Grundversorgung, Bildung… Probleme, die wir uns oft nicht vorstellen können, Themen die uns vielfach fremd sind. Hunger und Unterernährung, ein kurzes Leben, Zerstörung der Umwelt und Kriege gehen mit absoluter Armut einher, sind Folge und Ursache.

Was ein Leben in absoluter Armut aber konkret bedeutet und vor allem, welche globalen Zusammenhänge in Bezug auf Armut bestehen, bleibt vielfach unklar. Globales Lernen möchte dies ändern – schulisch und außerschulisch – beispielsweise mit dem Online-Spiel NO GAME und der Multimedia-Ausstellung KEIN SCHICKSAL.